Crazewire (DE) about ‘Privilege’…

The very friendly people of Crazewire published a late review of ‘Privilege’, very very sweet and very very friendly. Thank you for the warm words!!!

You can find the original article here.

Screen shot 2010-08-17 at 12.14.25 AM

“Die meisten werden diesen Moment kennen. Den Moment, in dem man schlagartig an nichts anderes mehr denken kann als an dieses Gesicht, das einem gerade ein Lächeln zugeworfen hat. Völlig unvermittelt ändert sich plötzlich alles. Je länger man an diesen Moment denkt, desto verschwommener wird das Bild. Waren diese Augen grün, braun? Dieses Lächeln echt? Diese Fragen treiben dich, und im Idealfall sieht man sich ein zweites Mal.

Als ich Glitterbug 2009 völlig erwartungslos im Rahmen der c/o pop im Vorprogramm von Moderat gesehen habe, war das ein solcher Moment. Gekickt von den verträumt zurückhaltenden Beats und den damit komplementären Visuals, verliebt in die sympathische Erscheinung der Beiden hinterm Mischpult. Seitdem möchte mich „Germany’s best kept techno secret“ nicht mehr loslassen. Dennoch, ein Jahr hat es gedauert, bis ich diesen Klang-Moment wieder sah.

Wieder völlig unvermittelt konnte ich Glitterbug in Amsterdam erleben, diesmal mit neuem Album im Gepäck. „Privilege“ ist der Nachfolger vom 2008 veröffentlichten „Supershelter“ und entstand zwischen Tür und Angel. Mastermind hinter dem Projekt ist der Kölner Produzent Till Rohmann, der auf seinen Tourneen und Reisen durch Isreal, Europa, Indien und China in den vergangenen Jahren allerhand Klänge aufgefangen hat und diese in seinem Studio zu epischen Klangkonstrukten verwertet. C.Sides-Kuratoin Ronnie Shendar weiß diese Klänge zu verbildlichen, sodass man sich bei ihren Dou-Live-Shows auf eine Reise quer durch die Welt einlässt, dabei aber stetig auf einer Stelle tanzt. Das 20 Tracks starke Doppelalbum ist bei C.Sides erschienen und nimmt dich mit auf eine Reise abseits der bekannten Pfade.

Seicht und behutsam geht es mit „Lionheart“ über das dahin fließende Wasser durch schattige Wälder, wobei sich die Töne des Klaviers wie Sonnenstrahlen an den Blättern und Ästen vorbei suchen und direkt auf dem Herz landen. Nach den ersten fünf Minuten öffnet man die Augen und stellt fest, dass man doch nur in einer Wohnung mitten in der Stadt hockt, Straßengeräusche durch das offene Fenster huschen. Mit gestärktem Beat wird man in „Swirl“ in unbekanntes Territorium geleitet und weiß nicht, ob der Rhythmus von den Kopfhörern ausgeht, oder es die eigenen Schritte im Gras sind. Man verwechselt die Schönheit der Natur mit der aus den Kopfhörern und weiß nicht, ob die Klänge daneben doch vielleicht der Wind an deinen Ohren ist und das Rauschen der Blätter. So wie man sich live in die Visuals der israelischen Videokünstlerin verlieren kann, verliert man sich bei einem Spaziergang mit „Privilege“ in den Ohren in Raum und Zeit. Nahezu meditativ gelangt man von Track zu Track – oder von Ort zu Ort.

Scheinbar werden hier Momentaufnahmen in einem ganz neuen Format digitalisiert und bleiben auf einer abstrakten Art und Weise für die Ewigkeit erhalten. Einen Einblick bietet das aktuelle Video zu „Calcutta“, das mit minimalistischen Kamaraeinstellungen – ebenfalls produziert von Ronnie Shendar – die Schönheit der Chance einfängt. „After All“ stürzt sich dann zur Abwechslung mit ausgestreckter Faust auf den Hörer und zerrt ihn förmlich auf die Tanzfläche. Nach abwechslungsreichen siebzig Minuten geht es in die zweite Hälfte und Glitterbug wäre nicht Glitterbug, wenn es hier monoton oder gar langweilig zugehen würde und kein Ass im Ärmel stecken würde. Mit „Waves“ geht es nahtlos weiter in der meditativen Momentaufnahme. Hier und da tricky Klangschnippsel die sich mit den aufregenden Beatstrukturen zu einem homogenen, packenden Etwas aufreihen und den Hörer weiter und weiter versinken lassen. Nach den knappen zweieinhalb Stunden weiß man ehrlich gesagt nicht so recht, wie es um einem geschah. Man weiß nur, dass sich die Platte weiter drehen muss.” – Christopher Szwabczynski

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